Urologie

 

Prostatakrebs-Früherkennung

Entscheidend für weitere Verbesserungen der Früherkennung beim Prostatakarzinom ist die sichere diagnostische Unterscheidung zwischen behandlungsbedürftigen und noch nicht zu behandelnden Fällen. Im Beitrag "Die Kernpunkte der Leitlinie zur Prostatakrebs-Frueherkennung" von Herrn Prof. Dr. med. M. Wirth, Dresden finden Sie eine umfangreiche Darstellung dieser neuen S3-Leitlinie.

Die Kernpunkte der Leitlinie zur Prostatakrebs-Früherkennung

In Deutschland werden derzeit etwa 32.000 Prostatakarzinome diagnostiziert. So ist die Prostata (Vorsteherdrüse) mit 18,7 Prozent inzwischen die häufigste Lokalisation bösartiger Neubildungen beim Mann und hat seit 1998 den Lungenkrebs als häufigsten Tumor beim Mann abgelöst. Bei den zum Tode führenden Krebserkrankungen steht das Prostatakarzinom mit 10,5 Prozent an dritter Stelle. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei vergleichsweise hohen 72 Jahren, 6 Jahre höher als für Krebs insgesamt. Erste Erkrankungen treten kaum vor dem 50. Lebensjahr auf.

Seit Ende der 80er Jahre ist in Deutschland ein steiler Anstieg der Neuerkrankungsraten zu beobachten, der weiter anhält. Dies kann größtenteils auf den Einsatz neuer Methoden in der Diagnostik wie etwa der Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) zurückgeführt werden. Autopsie-Studien weisen einen großen Anteil unentdeckter, asymptomatischer Prostatakarzinome bei den 70- , insbesondere über 80-jährigen Männern nach, die unentdeckt keinen Einfluss auf die Lebenserwartung und die Lebensqualität des Betroffenen hatten. Entscheidend für weitere Verbesserungen der Früherkennung beim Prostatakarzinom ist daher die sichere diagnostische Unterscheidung zwischen behandlungsbedürftigen und noch nicht zu behandelnden Fällen. Der Prostatakrebs kann zudem nur in Anfangsstadium geheilt werden.

Aus diesem Grund haben die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU), der Berufsverband der Deutschen Urologen, die Arbeitsgemeinschaft Urologische Onkologie (AUO), die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (DKG), die Deutsche Krebshilfe e.V. (DKH), die Bundesarbeitsgemeinschaft Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. (BPS), der Arbeitskreis Labordiagnostik der Deutschen Urologen sowie die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaft (AWMF) – also alle wichtigen Fachgesellschaften auf diesem Gebiet – im interdisziplinären Konsens einen Leitlinienkatalog zur PSA-Bestimmung in der Prostatakarzinomdiagnostik erarbeitet. Er erfüllt die Kriterien der zur Zeit höchsten wissenschaftlichen Anforderungen und ist nach zwei nominalen Gruppenprozessen unter Einschluss der evidenzbasierten Medizin eine S-3 Leitlinie.

Leitlinien bei der PSA-Bestimmung in der Prostatakarzinomdiagnostik - Kurzfassung (Früherkennung des Prostatakarzinoms)

  • Das Eintrittsalter in die jährliche Früherkennung liegt bei 50 Jahren.
  • Eintrittsalter bei familiärer Belastung liegt bei 45 Jahren.
  • Eine letzte Früherkennung erfolgt mit 75 Jahren, bei steigender Lebenserwartung später.
  • Die digital-rektale Palpation allein ist keine Früherkennungsuntersuchung, sie wird durch die Bestimmung des PSA-Wertes ergänzt.
  • Vor der PSA-Wert-Bestimmung ist die Aufklärung über nachfolgend notwendig werdende Maßnahmen wie Biopsie der Prostata, die Behandlung und deren Risiken notwendig.
  • Ein erhöhter PSA-Wert muss vor einer weiteren Diagnostik kontrolliert werden. Fehlerquellen in der Prä-Diagnostik und Analytik sind zu beachten und auszuschließen.
  • Der Schwellenwert von 4,0 ng/ml wir z.Zt. als Indikation zu einer weiteren Abklärung mit einer Biopsie unter sonographischer Kontrolle und Antibiotikaschutz gesehen.
  • Stanzbiopsien werden in den bekannt häufigsten Tumorregionen, vorwiegend also lateral vorgenommen.
  • Die Anzahl der Biopsien ist abhängig von dem durch transrektale Sonographie ermittelten Volumen der Prostata, beträgt aber mindestens 6 Biopsien. Eine höhere Zahl verbessert die Diagnose eines Karzinoms.
  • Bei nicht eindeutigem oder zweifelhaften bioptischen Befund, fehlendem Karzinomnachweis bei gleichbleibendem oder steigendem PSA-Wert, einer High Grade PIN (prostatische intraepitheliale Neoplasie) oder einer ASAP (atypical small acinar proliferation), wird eine Rebiopsie mit mindestens 6 Gewebeproben innerhalb von 6 Monaten nach Abschluss aller intra- und extraprostatischen Störfaktoren vorgenommen.

Durch eine solche Untersuchung kann der Tumor im heilbaren Stadium entdeckt werden. Der PSA-Wert kann bundesweit bestimmt werden. Der dafür notwendige Bluttest ist zumutbar. Die Bestimmung des PSA-Wertes zur Früherkennung eines Prostatakarzinoms ist nach gegenwärtigem Kenntnisstand unverzichtbar. Die Bevölkerung soll unbedingt über diese Möglichkeit der Früherkennung informiert werden.